Orgelexkursion V: Mariendom
Beschreibung der Orgel
Ausgehend von der Initiative des Dompfarrers Josef Ledl und den Brüdern Joseph und Hermann Kronsteiner konnte im Linzer Mariendom 1968 eine Orgel zum ehrenden Gedächtnis an den Erbauer des Domes, Bischof Franz Josef Rudigier, entstehen. Anlass zu diesem Großprojekt war die 100. Wiederkehr der Grundsteinlegung des Linzer Domes (1862). Zusammen mit Hans Haselböck, Anton Heiller und Luigi Ferdinando Tagliavini konnte im Sommer 1959 ein grundlegendes Konzept mit Sybrand Zachariassen für ein Instrument von 70 klingenden Registern erarbeitet werden. Die Aufteilung der Werke in Hauptwerk, Rückpositiv, Brustwerk, Oberwerk und Pedal ließ sehr klar erkennen, dass eine dreimanualige, norddeutsche Orgel mit einem schwellbaren, romantischen Oberwerk entstehen sollte. Die spanischen Trompeten sollten es schließlich ermöglichen, einen Großteil der Orgelliteratur spielen zu können.Entsprechend den damals neuesten Erkenntnissen im Orgelbau war es für die Initiatoren selbstverständlich, dass die Orgel ausschließlich mechanische Spiel- und Registertraktur erhalten musste. Lediglich beim Pedal entschied man sich für eine elektrische Registertraktur, um drei freie Kombinationen verwirklichen zu können. Die Barkerkoppel sollte nur dazu dienen, das Spiel mit gekoppelten Manualen zu ermöglichen. Besonders darf die Bedeutung der Marcussen-Orgel im Linzer Dom für den Orgelbau in Österreich in diesem Zusammenhang nicht hoch genug eingeschätzt werden. Beispielsweise haben Augenzeugen des Orgelbaues von 1968 mehrfach versichert, dass es zur Erbauungszeit der Rudigierorgel sehr umstritten war, mittlere und größere Orgeln mit mechanischer Traktur zu versehen. Die ausschließliche Verwirklichung von mechanischen Spieltrakturen bei Orgelneubauten in Österreich war damit endgültig besiegelt worden.
(Wolfgang Kreuzhuber)
Disposition der Orgel
I. Rückpositiv: C–g3 |
Prinzipal 8' doppelt ab f° |
II. Hauptwerk: C–g3 |
Prinzipal 16' Prinzipal 8' doppelt ab c° Spitzflöte 8' Oktave 4' doppelt ab c° Hohlflöte 4' Quinte 2 2/3' Oktave 2' doppelt Mixtur 8–10fach 2' Scharf 5–6fach 1' Cornett 5fach 8' ab g° Trompete 16' Trompete 8' Spanische Trompete 8' Spanische Trompete 4' |
III. Oberwerk (schwellbar): C–g3 |
Gedackt 16' Prinzipal 8' doppelt ab Gis Rohrflöte 8' Viola di Gamba 8' Oktave 4 Traversflöte 4' Nasat 2 2/3' Flachflöte 2' Terz 1 3/5' Mixtur 7fach 2' Terzzimbel 3fach 1/6' Bombarde 16' Trompete 8' Oboe 8' Clairon 4' —Tremulant |
IV. Brustwerk (mit schließbaren Türen): C–g3 |
Holzgedackt 8' |
Pedal: C–f1 |
+Prinzipal 32' +) Großpedal an den Seiten des Prospekts |
Koppeln |
RP/HW, OW/HW, BW/HW, RP/PED, HW/PED, OW/PED,BW/PED Barkerkoppel für die Manuale (abschaltbar) |
Sonstige Angaben |
Schleifladen mit mechanischer Spiel- und Registertraktur |
Vorführung der Orgel
Domorganist Wolfgang Kreuzhuber stellte „seine“ Rudigierorgel im Detail vor und zeigte ihre breite Palette an Klangfarben mit einer beeindruckenden Improvisation im romantischen Stil im nächtlichen Dom.