Andreas Etlinger im Interview
Diese musikalischen ERINNERUNGEN sind für mich ...
… sachlicher Natur, weil autographe Fingersatzeinträge in Bruckners Exemplar der Mendelssohn-Sonaten, op. 65, zeigen, dass er (auch) die dritte Sonate selbst gespielt hat.
… persönlicher Natur, weil es sich bei der Ostinato-Fantasie in d ursprünglich um eine Improvisation handelt, die ich für Rupert Baumgartner, Augustiner-Chorherr des Stiftes St. Florian und großer Verehrer jeder Art von echter Kunst, am Vortag seines Todes gespielt und aufgenommen habe. Gehört hat er sie in dieser Welt leider nicht mehr.
… experimenteller Natur, weil die Bearbeitung eines Bruckner’schen Symphoniesatzes mein einziger Beitrag dieser Art zum Brucknerjahr 2024 bleiben wird. Zu eindeutig sind Bruckners eigene Worte zu diesem Thema (Brief vom 4. Mai 1886 an Felix Mottl): „Zu meinem Entsetzen und bittersten Schmerzen habe ich erfahren, dß Du mein Te Deum mit Clavier (ohne Orchester) aufgeführt habest. [...] jeder, der es mit mir künstlerisch ehrlich meint, wird so was nie thun. Wisse, ich habe sowol das Te Deum als auch alle meine Werke nur für Orchester geschrieben, und bitte ich höflich, jede Aufführung meiner Werke zu unterlassen, wenn nicht mit Orchester.“
Diese fünf Begriffe beschreiben mich am besten ...
Ernsthaft (Bedenke: Jeder Ton, den du spielst, hat eine Wirkung!). Langsam. Still. Tüftler. Kann-nur-schwer-nein-sagen.
Wie ich das Instrument Orgel für mich entdeckt habe ...
… unter anderem durch stundenlanges, fasziniertes „Studium“ von Alois Forers Bildband Orgeln in Österreich.
Einmal in meinem Leben möchte ich ...
... einige Tage auf (in) einem Leuchtturm verbringen.
Darauf freue ich mich bei meinem Matineekonzert an der Rudigierorgel besonders ...
... das Baden in der Akustik des Mariendoms – und: endlich wieder einmal eine mechanische Orgel zu spielen.
Der Linzer Mariendom feiert 2024 seinen 100. Geburtstag. Er ist für mich ...
... Quelle vieler Kindheits- und Jugenderinnerungen, vor allem an meine sehnsüchtigen Blicke hinauf zur über die Maßen bewunderten Rudigierorgel.
Mit Anton Bruckner verbindet mich ...
... die Liebe zu langsamen Tempi; kaum ein Sonntag ohne Orgeldienst; wohl auch das Thema „Improvisation“.
Das würde ich mit Anton Bruckner gerne einmal unternehmen ...
... ein gemeinsamer Spaziergang täte uns beiden gut.
Transkribieren bedeutet für mich ...
... im Fall von Bruckner einen rauchenden Kopf und ein schlechtes Gewissen (siehe oben). Andererseits (weil sogar Bach es schon praktiziert hat): Wirklich „inspirierte“ Musik erreicht (im Idealfall) unsere Herzen unabhängig vom Instrument.
Andreas Etlinger/Stefanie Petelin
Reinhard Winkler