Symposium 1824 – 1924 – 2024
1824 – 1924 – 2024: Diese drei Jahreszahlen standen im Zentrum des von Anton Bruckner Institut Linz, Dommusikverein Linz und Verein für Linzer Diözesangeschichte veranstalteten Symposium anlässlich 100 Jahre Mariendom Linz und 200 Jahre Anton Bruckner, zu dem – trotz des sommerlichen Wetters – am 27. April 2024 über 50 Teilnehmer:innen ins Priesterseminar Linz gekommen waren.
Im Jahr 1824 nahm die Reise mit Bruckners Geburt zu Anton Bruckner und seinem Linzer Umfeld ihren Ausgangspunkt, das Jahr 1924 markiert das Jahr der Weihe des Linzer Mariendoms. Und 2024 vereinte Wolfgang Kreuzhuber als Tagungsleiter diese beiden Jubilare schließlich zu einem gemeinsamen Kosmos, sodass das Symposium in sieben jeweils halbstündigen Vorträgen erstmals Anton Bruckner und die Neogotik in Architektur, Musik und Geschichte in Beziehung setzte und auf diese Weise spannende Einblicke in die Welt von 1824 – 1924 – 2024 bot.
Scheuer: „Das Gedächtnis kultivieren und die Seele bewohnen“
Nach Begrüßung und Eröffnung durch Wolfgang Kreuzhuber (Tagungsleiter und Obmann des Dommusikvereins Linz) und Bischofsvikar Johann Hintermaier (Vorsitzender des Vereins für Linzer Diözesangeschichte) stimmte Bischof Manfred Scheuer mit Gedanken zu Geschichte und Gedächtnis sowie Kunst und Musik auf das Symposium ein und rief dazu auf, „[…] sich auch der eigenen Geschichte bewusst [zu] sein“ und wünschte dem Auditorium, „[…] dass wir in diesen Stunden unser Gedächtnis kultivieren und auch unsere Seele bewohnen“.
Egger, Minta und Hager: Baugeschichte – Stilentscheid zur Form(ung) der Gesellschaft – Domumgebung
Magdalena Egger (Diözesanarchiv Linz) eröffnete den Vortragsreigen mit ihrem Vortrag „Möchte es doch mit dem Baue rascher vorwärtsgehen […].“ – Einblicke in die Baugeschichte des Mariendoms in Linz. In die halbe Stunde ihres Vortrags packte Egger dabei Wissenswertes zur über siebzigjährigen Bauzeit am Mariendom und den historischen Kontext seines Entstehens mit sozialpolitischen Umbrüchen, dem politischen Katholizismus, der zunehmenden Industrialisierung und dem ersten Weltkrieg und legte so die Basis für die weiteren Vorträge, die sich anderen Aspekten des Dombaus zuwandten.
So beleuchtete Anna Minta (Katholische Privat-Universität Linz) in ihrem Referat Der Linzer Mariendom und die (Neo-)Gotik – Ein Stilentscheid zur Form der Kirche und Formung der Gesellschaft ihre These, dass hinter der Stilentscheidung für die (Neo-)Gotik nicht nur eine ästhetische Geschmacksfrage stand, sondern auch eine architektonische Gegenposition gegen die Moderne und der damit verbundene Versuch einer moralischen Mobilisierung und gesellschaftlichen Erziehung im Sinne des Katholizismus.
Nach einer kurzen Pause wandte sich Dombaumeister Michael Hager in Vom Bauplatz zum Domplatz der Geschichte der Domumgebung zu und zeichnete die Entwicklungen von den Herausforderungen der Planer aus städtebaulicher Sicht in den Anfangsjahren des Dombaus bis zum Funktionswandel des Domplatzes durch den am Festwochenende 2024 eröffneten neuen Begegnungsraum nach.
Kreuzhuber, Lindner, Föger und Birngruber: Neogotik in Bruckners Kirchenmusik – Cäcilianismus in Oberösterreich – Brucknerianer und Domkapellmeister Müller – Burgstaller im Dienst der Dommusik
Tagungsleiter Wolfgang Kreuzhuber (Dommusikverein Linz) begab sich schließlich in seinem Vortrag „(Neo)Gotische“ Spuren in Anton Bruckners Kirchenmusik – auch anhand verschiedener Hörbeispiele von Werken, mit denen Bruckner kompositorisch den Bau des Linzer Mariendoms begleitete – auf die Suche nach Parallelen zwischen neogotischer Architektur und Bruckners kirchenmusikalischem Schaffen.
Einer kurzen Pause folgte der Blick auf Bruckners Umfeld: Im Vortrag Johann Evangelist Habert (1833–1896), Anton Bruckner (1824–1896) und Ignaz Traumihler (1815–1884) – Zum Cäcilianismus in Oberösterreich standen diese drei Komponisten im Zentrum der Betrachtung von Andreas Lindner (Anton Bruckner Institut Linz). Ihrer Verbindung und der oberösterreichischen gemäßigten Prägung des Cäcilianismus wurde in diesem Referat nachgegangen.
Dem Brucknerianer Franz Xaver Müller widmete sich Sandra Föger-Harringer (Anton Bruckner Institut Linz) in ihrem Referat Franz Xaver Müller (1870–1948) und seine Tagebücher der Jahre 1906 bis 1927 – Einblicke in das musikalische Wirken als Florianer Regens chori und als Linzer Domkapellmeister. Föger-Harringer gewährte mit zwei Tagebüchern aus dieser Zeit Einsichten in Probentätigkeiten, Aufführungsdaten, einstudierte Werke und ausführende Musiker, Kritiken und Programmzettel sowie Details zur Qualität von Aufführungen.
Den Schlusspunkt der Referate setzte Klaus Birngruber (Diözesanarchiv Linz) mit seinem Vortrag über eine faszinierende, eng mit Anton Bruckner und dem Linzer Mariendom in Verbindung stehende Persönlichkeit: In Chorvikar Johann Baptist Burgstaller (1840–1925) – sein Leben und Wirken im Dienste der Linzer Dommusik zeichnete Birngruber Leben und Wirken des über mehrere Jahrzehnte in vielfältigen Funktionen im Bereich der Linzer Kirchen- und Dommusik tätigen Dom- und Chorvikars sowie Chordirigent an der Votivkapelle des Mariendoms nach und legte Netzwerke und Beziehungsgeflechte Burgstallers offen.
Begegnungen und Gespräche
Auch das gemütliche Beisammensein bei Kaffee und Kuchen sowie einem kleinen Imbiss zum Ausklang kam beim Symposium 1824 – 1924 – 2024 nicht zu kurz – und als Geschenk für alle Teilnehmer:innen gab es eigens für den Anlass gebackene Butterkekse mit dem Logo des Symposiums sowie einer Bruckner-Mariendom-Collage.