Groovy!
Musikalisch drang die fünfte Jahreszeit, der Fasching, in der ORGEL.LITURGIE am 19. Februar 2023 voll durch: Denn Domorganist Wolfgang Kreuzhuber musizierte am Faschingssonntag an der Rudigierorgel heitere Orgelmusik von Guy Bovet (*1942), Jon Laukvik (*1952) und Peter Planayvsky (*1947). Einfach groovy!
Mit der Gemeinde im Mariendom Linz feierten Dompfarrer Maximilian Strasser und Diakon Alexander Niederwimmer.
Aus dem Planyversum!
Zum Einzug musizierte Domorganist Wolfgang Kreuzhuber Peter Planyavskys Toccata alla Rumba. Das 1971 komponierte, dreiteilige Werk ist typisch für das Planyversum: Handwerkliche Souveränität und Spielfreude, gepaart mit augenzwinkerndem Humor, kennzeichnen Planyavskys unkonventionelle Kompositionen, so auch die Toccata alla Rumba. Sie ist beinahe zur Gänze von einem Rumba-Rhythmus geprägt und verarbeitet das deutsche Kirchenlied Nun danket all und bringet Ehr (GL 403) aus der Feder von Paul Gerhardt und Johann Crüger. In den beiden Außenteilen ist das Lied dabei in der Umkehrung zu hören, im Mittelteil erklingt es „original“ im Pedal.
Aus dem Ludus Organisticus!
Mit Jon Laukviks Blues stellte Domorganist Wolfgang Kreuzhuber zur Gabenbereitung ein Werk aus dem von Hermann Rau herausgegebenen Ludus Organisticus vor. Der in Oslo geborene Komponist und Organist Jon Laukvik war von 1980 bis 2016 Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, von 2001 bis 2017 unterrichtete er zudem an der Norges musikkhøgskole in Oslo. Laukvik war zudem Gastprofessor an der Royal Academy of Music in London und am Institute of Sacred Music an der Yale University, New Haven. Ruhig swingt und groovt Laukviks Blues vor sich hin.
Aus den Tangos Ecclestiaticos!
Während der Kommunion erklang von Domorganist Kreuzhuber an der Rudigierorgel Guy Bovets Tango de cuarto tono de falsas, per l'Elevazione. Kunst mit Humor zeigt sich darin in typischer Bovet-Manier: Denn in den 12 Tangos Ecclesiasticos komponierte er einen Tango in jeder Kirchentonart: „Alle diese Stücke beziehen sich entweder auf ein kirchenmusikalisches Repertoire […] oder auf Anekdoten mit kirchlichen Personen.“ Über den Tango im vierten Ton schreibt Bovet: „Mischung der Stile des Tangos und der italienischen Elevationstoccata: eines der seltsamsten Stücke dieser Reihe wegen der großen Distanz zwischen beiden Arten.“ Bei den spanischen „falsas“ (Dissonanzen) handelt es sich dabei um das Äquivalent zu den italienischen „durezze e ligature“ (mit Härten und Bindungen), die während der Elevation (Erheben und Zeigen der gewandelten Gaben in der Eucharistie) verwendet wurden und das Leiden Christi am Kreuz darstellen sollen.
Aus Mancinis Tresor!
Guy Bovets Stück, das Domorganist Wolfgang Kreuzhuber zum Auszug musizierte, trägt zunächst einen unscheinbaren Titel: Fuga sopra un soggetto, also: Fuge über ein Thema. Doch schon die ersten Töne machen klar, dass das Werk alles andere als unscheinbar ist. Denn Guy Bovet verarbeitet darin in einem polyphonen Satz in allen Stimmen das Eingangsthema aus Henry Mancinis The Pink Panther Theme. Ein höchst humorvolles Stück – und damit das perfekte Finale für Wolfgang Kreuzhubers augenzwinkernde ORGEL.LITURGIE am Faschingssonntag!
Wie sagte Domkurat Josef Keplinger einmal so schön: „Wir sind am Höhepunkt des Faschings angelangt. Und das Ende des Faschings, der überschwänglichen Freude ist schon vorauszusehen. Und da stellt sich die Frage: Was kann darüber hinaus an Freude bleiben?“ – Die Freude über diese Musik, interpretiert von Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel, ganz bestimmt!
Stefanie Petelin
Dommusikverein Linz/Stefanie Petelin