Zwei Zweihunderter!
Zum Einzug der ORGEL.LITURGIE mit Generalvikar Severin Lederhilger als Zelebrant erklang das um 1908 entstandene Vorspiel zu „Veni redemptor gentium“ aus der Feder von Johann Georg Herzog (1822–1909). Der am 5. August 1822 im oberfränkischen Hummendorf bei Kronach geborene Herzog erhielt seine erste musikalische Ausbildung im benachbarten Schmölz. 1839 bis 1841 studierte er am Schullehrerseminar in Altdorf nahe Nürnberg und wurde anschließend Schulverweser in Bruck bei Hof. In diese Zeit fällt die Entstehung seiner ersten gedruckten Kompositionen, die er Christian Heinrich Rinck (1770–1846) zur Begutachtung übersandte. Auf dessen Empfehlung hin übernahm Herzog 1843 eine Stelle als Organist an St. Matthäus in München, fünf Jahre später wurde er auch Kantor dieser Kirche. Herzog, dessen Praktisches Hilfsbuch für Organisten (1845), Praktisches Handbuch für Organisten (1857) und eine Orgelschule (1867) weitverbreitet in der Organisten-Ausbildung waren, wurde 1850 als Lehrer für Orgelspiel ans Münchner Konservatorium berufen, wo er unter anderem Josef Gabriel Rheinberger unterrichtete. Vier Jahre später kam er als Professor an die Universität Erlangen, wo er bis 1888 als Leiter des Institutes für Kirchenmusik wirkte. Erst in diesem Jahr soll der Organist und Komponist im Zuge einer Erbschaftsangelegenheit übrigens sein Geburtsdatum erfahren haben – bis zu diesem Zeitpunkt hatte Herzog statt am 5. August am 6. September gefeiert. Herzog starb am 3. Februar 1909 – von Krankheit gezeichnet – in München, vier Tage nach ihm auch seine Frau.
Johann Georg Herzog (1822–1909): Vorspiel zu Veni redemptor gentium | Rudigierorgel: Dommusikassistent Gerhard Raab
Zur Gabenbereitung musizierte Gerhard Raab an der Rudigierorgel das aus César Francks (1822–1890) unvollendet gebliebener Sammlung L’Organiste (1890) stammende Stück Vieux Noël, CFF 47/2, in g-Moll und präsentierte damit eine kleine vorweihnachtliche Miniatur im typischen Stil von „Père Franck“. Kompositorisch hochwertig und leicht ausführbar präsentiert sich die Sammlung dieser kleinformatigen Stücke, die nach Tonarten geordnet, chromatisch aufsteigend ab C, sieben Stücke pro Ton gruppiert, wovon sechs Stücke etwa gleich lange gestaltet sind, das siebte eine ausgedehntere, potpourriartige Zusammenfassung der sechs anderen Stücke im Sinne eines symphonischen Ausklangs darstellt.
Weihnachtlich blieb der Charakter der Franck-Stücke bei der Kommunion mit dessen um 1865 entstandenem Offertoire sur un noël breton, CFF 34, das auf einem bretonischen Weihnachtslied basiert. Das zum Auszug erklingende Sortie, CFF 47/7, in G-Dur aus der Sammlung L’Organiste präsentierte ebenfalls weihnachtlich angehauchte Klänge des Komponisten, der heute als Begründer der französischen Orgelsymphonik gilt.
Stefanie Petelin
Dommusikverein Linz/Stefanie Petelin