Romantische Orgelmusik für zwei Orgeln
Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Chororgel und Dommusikassistent Gerhard Raab an der Rudigierorgel musizierten am 19. Juni 2022 im Rahmen der ORGEL.LITURGIE im Linzer Mariendom Stücke aus César Francks „Pièces posthumes pour Harmonium ou Orgue à pédales pour l´office ordinaire (1858–1963)“. Die Einrichtung für zwei Orgeln erfolgte dabei durch die beiden Organisten am Dom. Mit der Gemeinde im Dom feierte Dompfarrer Maximilian Strasser.
Die Sammlung von Stücken wurde 1905 – 15 Jahre nach dem Tod César Francks – von dessen Sohn Georges in Zusammenarbeit mit dem Pariser Verlag Enoch & Cie veröffentlicht. Die Entstehungsgeschichte der Stücke beschreibt Georges Franck im Vorwort der Publikation: Ein Schüler hatte seinen Vater um konkrete Anweisungen für die Orgel des Dorfes, in der dieser seinen Dienst tat, gebeten. Franck gab seinem Schüler dabei nicht nur Tipps, sondern fügte von Zeit zu Zeit auch Notenbeispiele hinzu – das sind diese Stücke, die in den Jahren 1858 bis 1863 komponiert wurden. Georges Franck und der Verlag sahen aufgrund der Praktikabilität der Stücke großen Nutzen für Organist:innen in der Veröffentlichung der für diesen besonderen Anlass entstandenen Stücke. Der Band „pour l'office ordinaire“, also für den einfachen Gottesdienst, enthält 44 Stücke ohne Pedalpflicht. Die Edition der Stücke wurde so originalgetreu wie möglich vorgenommen, etwaige Pedalteile wurden – falls von César Franck vorgeschlagen – separat notiert.
Grand Choeur zum Einzug
In seinem sehr langsamen Tempo (très largement) konnte sich der marschartige Charakter des Grand Choeur (Nr. 9) beim Einzug entfalten. Klanggewaltig schreitet die Musik in diesem Stück im Alla-breve-Takt voran.
César Franck (1822–1890): Pièces posthumes pour Harmonium ou Orgue à pédales pour l'office ordinaire. 9. Grand Chœur | Rudigierorgel: Dommusikassistent Gerhard Raab | Chororgel: Domorganist Wolfgang Kreuzhuber
Quasi marcia zur Gabenbereitung
Entgegen der Klanggewalt des Einzugs präsentierte sich das Werk zur Gabenbereitung – Quasi marcia (Nr. 7) – sowohl in der Tonart als auch in der Wahl der Register sehr verhalten und löste dabei bei der feiernden Gemeinde Assoziationen eines Trauermarsches aus.
Élévation zur Kommunion
Dieses im Tempo getragene Werk (lent, Nr. 3), in dessen Autograph sich der 29. Oktober 1859 als Notiz findet, überzeugte durch seinen schwebend-mystischen Charakter, der die Wandlung in der katholischen Liturgie musikalisch unterstreicht. Beinahe durchgängige Achtelnotenbewegung in den Manualstimmen halten dabei den Fluss der Musik in Bewegung.
Andantino zum Auszug
Schmeichelnd und lyrisch präsentierte sich das Andantino (Nr. 33) am Schluss des Gottesdienstes. Mit dem Andantino schuf Franck ein Werk, das zum Innehalten und Verweilen einlädt, wozu Dompfarrer Maximilian Strasser die Pfarrgemeinde am Ende der ORGEL.LITURGIE auch aufrief.
Wolfgang Kreuzhuber/Stefanie Petelin
Dommusikverein Linz/Florian Zethofer; Chris Karidis/unsplash.com/Unsplash License