Höchste kirchenmusikalische Auszeichnung für Wolfgang Kreuzhuber
Dem Linzer Domorganisten Wolfgang Kreuzhuber wurde im Rahmen eines Festakts im Linzer Bischofshof am 17. Mai 2022 – dem Vorabend seines 65. Geburtstags – mit coronabedingter Verspätung die Orlando di Lasso-Medaille als höchste kirchenmusikalische Auszeichnung verliehen. Nach einer Begrüßung durch Andreas Peterl als Kirchenmusikreferent und Vizepräsident der Österreichischen Kirchenmusikkommission wurde die Medaille von Diözesanbischof Manfred Scheuer und dem Präsidenten der Österreichischen Kirchenmusikkommission Franz Karl Prassl überreicht. Die Laudatio hielt Christoph Niemand, Rektor der Katholischen Privat-Universität Linz. Überrascht wurde Domorganist Wolfgang Kreuzhuber mit einer musikalischen Grußbotschaft des ihm sehr verbundenen niederländischen Orgelvirtuosen Ben van Oosten und einem persönlichen Geburtstagsgeschenk mit Dombezug von Bischof Manfred Scheuer.
Unter den Gästen des Festakts im Linzer Bischofshof befanden sich unter anderem Generalvikar Severin Lederhilger, Dompropst Wilhelm Vieböck, Domdechant und Dompfarrer Maximilian Strasser (Vorsitzender der diözesanen Kirchenmusikkommission), Domkustos Johann Hintermaier, Domkurat Josef Keplinger, Domkapellmeister Josef Habringer sowie Kolleg:innen und Weggefährt:innen aus verschiedenen diözesanen Einrichtungen.
Kirchenmusikkommissionspräsident Prassl: „Wir haben in vielen Fragen der Kirchenmusik eine Wellenlänge …“
Sehr persönliche Worte für Wolfgang Kreuzhuber fand Franz Karl Prassl, Präsident der Österreichischen Kirchenmusikkommission, der für die Verleihung eigens aus Rom angereist war. Die beiden Kirchenmusiker lernten einander 1975 bei einem Orgelwettbewerb in Haslach kennen: „Wir sind dann ungefähr gleichzeitig Domorganisten geworden […] und wir waren dann relativ bald in der Kirchenmusikkommission zusammen, das sind viele lange Jahre, die uns verbinden und die auch eine große Freundschaft haben wachsen lassen.“ In Blitzlichtern ließ Prassl gemeinsame Lebensstationen Revue passieren und dankte Kreuzhuber für seine Leistungen im österreichischen Orgelwesen und darüber hinaus und zeigte sich erfreut, dank Kreuzhubers Ausdauer, Geduld und Motivationskraft jüngst wieder ein Projekt über die Ziellinie gebracht zu haben. Er würdigte Kreuzhubers „großartiges künstlerisches Wirken“ und seinen Sensus für qualitätsvolle Liturgie mit qualitätsvoller Musik, dies begeistere Menschen und ziehe sie an, denn: „Ein guter Musiker, der in der Kirche wirkt, ist auch ein guter Exeget und ein guter Prediger.“ Der langjährige Wegbegleiter Franz Karl Prassl freute sich außerdem, mit dem Preisträger in vielen Fragen der Kirchenmusik eine gemeinsame Wellenlänge zu haben, zumal die Weiterentwicklung einer auf den Prinzipien der Liturgiereform basierten Kirchenmusik eines ihrer gemeinsamen Lebensthemen darstelle: „Und dass diese gelungen ist, das können wir in vielerlei Hinsicht sehen!“
Rektor Niemand: „Du warst eine prägende Gestalt für das Musikleben Oberösterreichs und bist es weiterhin …“
„Die Vollendung von 65 Lebensjahren feiern zu können ist eine Freude und Gnade, aber es ist noch keine besondere Auszeichnung. 65 werden kann jede:r, doch die Orlando di Lasso-Medaille bekommen nur ganz wenige.“ Mit diesen Worten unterstrich Christoph Niemand in der Einleitung seiner Laudatio die Bedeutsamkeit der Auszeichnung. Niemand, mit Wolfgang Kreuzhuber durch das liturgische und musikalische Wirken am Linzer Mariendom seit vielen Jahren verbunden, würdigte nach einem Blick auf den musikalisch-künstlerischen Werdegang Kreuzhubers dessen vielseitiges musikalisches, wissenschaftliches, kulturelles und pädagogisches Wirken in der Diözese Linz und weit über diese hinaus. Einen besonderen Fokus legte der Laudator dabei auf Kirchenmusik als Verkündigung, die Kreuzhuber insbesondere durch seine Improvisationskunst zum Ausdruck bringe: „Seine Improvisationen sind dabei aber nicht nur lässig aus dem Ärmel geschüttelte Artifizialität, sondern tatsächlich geistlicher Beitrag zum gemeinsamen Gottesdienst.“ Niemand wies auf das einzigartige Format der Improvisationen zu den Perikopen des Sonntags hin, mit dem Kreuzhuber seit vielen Jahren in regelmäßigen Abständen die Eucharistiefeiern am Mariendom bereichere und dabei „biblischen Text, Homilie und Orgelklang in Dialog“ bringe. Am Ende seiner Würdigung von Kreuzhubers umfangreichem Schaffen resümierte Niemand: „Du warst für die Linzer Dommusik, für das Musikleben Oberösterreichs und weit darüber hinaus eine prägende Gestalt und bist es weiterhin.“
Überraschungsgast Van Oosten: „Ein erstaunlich umfangreiches musikalisches Lebenswerk“
Ben van Oosten überraschte Wolfgang Kreuzhuber mit einer Grußbotschaft aus Den Haag:
Domorganist Kreuzhuber: „Es ist mir ein Herzensanliegen, in der Liturgie und für die Liturgie zu musizieren – es ist kein Beruf, es ist Berufung.“
In seinen Dankesworten nach der Ehrung zählte Kreuzhuber schmunzelnd sein Wirken in der Diözese Linz aus statistischer Sicht auf: „Als fünfter Nachfolger Anton Bruckners als Domorganist von Linz habe ich bislang mit vier Domkapellmeistern musiziert, drei Diözesanbischöfe begleitet und mit zwei Dompfarrern zusammengearbeitet. Das klingt jetzt fast wie eine diözesane Trophäenliste …“ Rückblickend auf 40 Jahre Domorganist am Mariendom Linz und 30 Jahre Direktor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz rückte Kreuzhuber zwei für sein Arbeitsleben prägende Menschen, von denen er sich schon vor Jahren für immer verabschieden musste, besonders in den Blick seines Dankes – den früheren Dompfarrer Johann Bergsmann (1935–1998) als väterlichen Begleiter und seinen Kollegen Heinz Reknagel (1959–2018) als Freund. Überwältigt dankte der Geehrte letztlich aber allen, die ihn in diesen 40 Jahren begleitet und unterstützt haben. Mit einer Anekdote schmückte Kreuzhuber seine Ausführungen: „Als Student träumte ich davon, einst an einer schönen Orgel als Organist zu wirken, jedoch niemals in einer neogotischen Kirche – denn die Neogotik war für mich damals etwas Furchtbares, nichts Echtes … Und wie man heute sieht: Man hält’s doch 40 Jahre aus!“ Denn bekannterweise liebt Kreuzhuber den Dom – und natürlich „seine“ Rudigierorgel, mit Gaston Litaize gesprochen „eine der herrlichsten Orgeln der Welt“, über die der Linzer Domorganist sagt: „Das Instrument weiß, was ich will, und ich weiß, was das Instrument will.“ Das wird insbesondere beim Improvisieren spürbar, wie Kreuzhuber am Ende seiner Dankesrede resümierte: „Es ist mir ein Herzensanliegen, in der Liturgie und für die Liturgie zu musizieren – es ist kein Beruf, es ist Berufung.“
Bischof Scheuer: „Sie haben uns sehr geholfen, Gottes Melodie in uns aufzunehmen …“
Bischof Manfred Scheuer dankte Kreuzhuber im Namen der Diözese und persönlich mit zwei Gedanken aus den „Confessiones“ des Augustinus: Denn der lateinische Kirchenvater erkläre Zeit nicht mit Zahlen oder Abläufen, sondern mit Musik – erst Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ergäben eine Melodie. Und so resümierte Scheuer: „Ich glaube, Sie haben uns in den letzten vierzig Jahren sehr geholfen, Gottes Melodie in uns aufzunehmen – durch die Musik, aber auch durch das persönliche Zeugnis Ihres Lebens. Dafür ein ganz großes Danke!“ Bezugnehmend auf Augustinus‘ Gedanke, dass die Seele sich von dem ernähre, worüber sie sich freue, betonte der Linzer Diözesanbischof: „Was wäre eigentlich eine Diözese, was wäre die Kirche, was wäre der Glaube reduziert auf große Moral oder große Strukturen, auf große Politik oder großes Denken? Die sinnliche Gestaltung – gerade die hörbare Gestalt der Musik – […] ist es, was die Erlösung erahnen lässt und auch etwas davon erschließt. Danke, dass Sie uns die Freude und auch die Hoffnung auf die Erlösung erschlossen haben.“ Nach diesen Worten, die Wolfgang Kreuzhuber sichtlich berührten, gratulierte Bischof Manfred Scheuer dem Orlando di Lasso-Medaillen-Preisträger – wie zu Hochfesten, deren Vorabend bereits zum Festtag dazugehört – sehr herzlich zum 65. Geburtstag und überreichte „als Zeichen dieser Dankbarkeit und dieser Verbundenheit“ eine Darstellung „von unserem geliebten Mariendom“ aus der Werkstatt von Jakob Weeser-Krell (1843–1903). Domorganist Kreuzhuber bedankte sich für diese „wunderbare Vision des Linzer Doms, der zum Zentrum meines Lebens geworden ist“.
Zur Orlando di Lasso-Medaille
Bei der nach dem berühmten Münchner Hofkapellmeister benannten Orlando di Lasso-Medaille handelt es sich um die höchste kirchenmusikalische Auszeichnung der deutschsprachigen Kirchenmusikverbände in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Verliehen wird dieselbe „in besonderen Fällen aufgrund herausragender kirchenmusikalischer Dienste auf musikforschendem, kompositorischem, musikkulturellem wie musikerzieherischem Gebiet“ seitens des Allgemeinen Cäcilienverbandes. Kreuzhuber reiht sich damit in eine Liste mit Preisträger:innen ein, die neben einer herausragenden Arbeit vor Ort auch ein nachweislich gutes internationales Standing vorweisen können – unter den Preisträger:innen zu finden sind beispielweise Hans Haselböck (1988), Peter Planyavsky (2004), Arvo Pärt (2013), John Rutter (2013) und Josef Habringer (2014).
Stefanie Petelin
Dommusikverein Linz/Stefanie Petelin