Orgelimprovisationen über die Perikopen des Sonntags
In seiner Improvisation zum Einzug in Form eines Introitus rückte Domorganist Wolfgang Kreuzhuber das Wort Mariens („Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5)) aus dem Tagesevangelium des zweiten Sonntags im Jahreskreis in den Mittelpunkt seiner musikalischen Ausdeutung: In freudiger Stimmung und mit kräftigen Akkorden brachte die Musik zum Ausdruck, wie Maria auf Jesus Christus, den menschgewordenen Gott, verweist.
Zur Gabenbereitung improvisierte Kreuzhuber eine Meditation über „Denn der HERR hat an Dir Gefallen.“ (Jes 62,4) aus der ersten Lesung – ruhige Akkorde unter den Kantilenen des Flötensolos brachten die innere Freude über Gottes Freude an uns Menschen zum Klingen.
Wolfgang Kreuzhuber (*1957): Meditation über „Denn der HERR hat an Dir Gefallen.“ (Jes 62,4) | Rudigierorgel: Domorganist Wolfgang Kreuzhuber
Während der Kommunion erklang ein improvisiertes Trio über „Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich Dein Gott über Dich!“ (Jes 62,5). „Keine musikalische Form könnte den Inhalt dieses Textes mehr ausdrücken als ein Trio, eine der höchsten improvisatorischen Herausforderungen“, verriet Kreuzhuber nach dem Gottesdienst über seine Improvisation, in der zwei gleichberechtigte Stimmen – gestützt durch das Pedal – überschwänglich ihre Freude in Musik übersetzten.
Für die Improvisation über „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist.“ (1 Kor 12,4) als Postludium griff Kreuzhuber bewusst auf die Form einer Toccata zurück – komplexe Rhythmen, angereicherte Akkorde und ein Vivace als Grundtempo ließen darin „den einen Geist“ kraftvoll erklingen.
Mit der Gemeinde im Mariendom, die in den Genuss dieser außergewöhnlichen Form der Liturgie kam, feierte Bischofsvikar Johann Hintermaier. In seiner Predigt widmete sich dieser dem Vers: „Was er euch sagt, das tut.“ (Joh 2,5) Ausgehend von den Fragen „Wie fängt man eine Sache an? Wie kann etwas gelingen? Was braucht es dazu?“ wies Hintermaier auf die Grundvoraussetzung für dieses Handeln hin: die tiefe persönliche Begeisterung für eine Sache und die Fähigkeit, diese auch anderen vermitteln zu können und sie an dieser Sache zu beteiligen. Denn – so Hintermaier – „[...] die verschiedenen Talente, die da sind, die verschiedenen Charismen, die es gibt, zusammenzuführen, um die Einzelteile zu einem Ganzen zu bewegen“, sei ein wesentlicher Teil für das Gelingen eines Projekts.
Aufbauend auf diesen Gedanken wandte sich der Bischofsvikar für Bildung und Kultur dem zentralen Gedanken des Evangeliums, über das Domorganist Wolfgang Kreuzhuber zum Einzug an der Rudigierorgel improvisiert hatte, zu: „Was er euch sagt, das tut!“ Dazu führte Hintermaier aus: „Maria, die aus diesem Vertrauen und Glauben an Jesus lebt, gibt weiter: Was er euch sagt, das tut! [...] Auf das kann man sich verlassen. [...] Glauben ist im Johannes-Evangelium immer mit dem Verb (ich habe in der Volksschule noch gelernt, wie man diese Wörter bezeichnet, da hat es geheißen, das sind Tunwörter) verbunden; dieses Tunwort zu verwenden, ist im Tiefsten das, was auch das Johannes-Evangelium mit Glauben meint. Johannes verwendet nie einfach das Hauptwort, [...] bei ihm gehört immer die Dynamik des Tuns dazu.“ In dieser Praxis, im Tun sieht Hintermaier, „[...] was den Glauben vom Wort ins Leben hineinbringt und hineinführt“ und so Freude auslöst. Menschen zu haben, auf die man sich verlassen und denen man vertrauen kann, bereite auch Freude, so der Bischofsvikar weiter. Er verwies dabei auf Maria, die ihren Glauben und ihr Vertrauen ohne viele Worte zum Ausdruck bringt: „Was er euch sagt, das tut!“ Gleichzeitig blickte Hintermaier auch auf die Überforderung Marias, da sie das Problem des fehlenden Weines nicht lösen kann: „Es gibt Dinge im Leben, da sind wir einfach überfordert ... und da jetzt verwiesen zu werden oder hingehen zu können zu Jesus, auf sein Wort zu hören, ist ein Geschenk, ist eine Gnade. Dass man da nicht alleine ist, dass dort, wo wir überfordert sind, wir noch einmal [...] dieses Vertrauen haben können, dass Jesus da ist, dass er es ist, der dann hält, wo das Wasser, das gegeben wird, auch wieder zu Wein werden kann. Und dieses Wunder, das hier geschieht, das ist auch so etwas: Johannes nennt es nur Zeichen, nur unter Anführungszeichen.“ Glaube lasse sich – resümierte Hintermaier – allerdings nicht an Wundern festmachen, denn: „Glaube ist das Vertrauen, das Miteinander von Gott und Mensch, von Menschen miteinander, auf das Wort Gottes hin.“ Und so stand am Ende der Predigt der Wunsch: „Jesus tat sein erstes Zeichen und offenbarte seine Herrlichkeit. Er offenbart das tiefste Wesen Gottes in Vertrauen und Freude den Weg zu gehen, die Charismen, die wir haben, einzubringen für eine Welt, die so gestaltet ist, wie Jesus gelebt hat. Möge uns gelingen, dass wir immer wieder neu Anfänge setzen, uns trauen, Anfänge zu setzen in den verschiedenen Situationen, wo wir sind. Wir sind nie fertig, sondern müssen immer wieder auch neu beginnen. Dieser eine Geist, der zusammenführt, möge auch uns begeistern.“ – Und zwar genauso wie die musikalische Ausdeutung der Perikopen des Tages, denen man ihre „Begeisterung“ in jeder Note anmerkte ...
Stefanie Petelin
Dommusikverein Linz/Stefanie Petelin