Ben van Oosten im Interview
Warum es für mich die richtige Entscheidung ist, die Orgel zum Instrument des Jahres 2021 zu ernennen ...
Schon Mozart bezeichnete sie schließlich als die Königin der Instrumente ... und natürlich ist sie das größte aller Musikinstrumente.
2017 wurden Orgelmusik und Orgelbau in Deutschland bereits durch die UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Die Ernennung der Orgel zum Instrument des Jahres 2021 wird nun hoffentlich auch zu einer größeren Aufmerksamkeit für das Instrument und seine vielen Facetten führen und einen Beitrag zu mehr Wertschätzung für dieses großartige Instrument leisten, denn in der heutigen Musikwelt spielt die Orgel eher eine untergeordnete Rolle.
Marcel Duprés Musik wird oft als sehr rational empfunden, dem halte ich entgegen ...
Es stimmt, dass Duprés Klangsprache (vor allem in seinem Spätwerk) in zunehmendem Maße intellektuell-expressionistisch wird. In seiner Musik greift er oft auf strenge klassische Formen und Schreibweisen zurück. Nicht selten verwendet er kontrapunktische Kunstgriffe, die als rational empfunden werden können. Daneben ist er aber auch immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten – seine Musik kann daher als sehr farben- und einfallsreich bezeichnet werden. In dieser Hinsicht ist seine Musik durchaus innovativ und zukunftsweisend. Man kann aber nicht leugnen, dass Duprés frühere Orgelwerke spontaner und inspirierter wirken als seine späteren.
Wie ich Saint-Saëns musikgeschichtliche Stellung in Frankreich einschätzen würde ...
Saint-Saëns hielt sein ganzes Leben an einer ebenso klassizistischen wie kompromisslosen Grundhaltung fest. Vielsagend ist sein Ausspruch: „Ja, ich bin ein Klassizist, von frühester Kindheit an aufgewachsen im Geist Mozarts und Haydns.“ Saint-Saëns hatte eine Vorliebe für klassische Stilmerkmale wie satztechnische Klarheit, intellektuelle Strenge sowie formale und klangliche Ausgewogenheit; für ihn war der subjektive Gefühlsausdruck dieser klassischen Ästhetik untergeordnet. Weil seine Musik stilistisch aber immer schwer in die Entwicklung der französischen Musikgeschichte einzuordnen war, fehlte ihm zeitlebens die Anerkennung, die er aufgrund der Qualität seiner Musik allerdings verdient hätte.
Wie ich Wolfgang Amadé Mozart in fünf Worten beschreiben würde ...
Der größte Komponist nach Bach.
Was mein Konzert mit der Farbe GRÜN verbindet ...
Die Farbe Grün symbolisiert Hoffnung, Friede und Verbundenheit. Das passt gut zu diesem Programm, das ja am Ende in Duprés „Symphonie-Passion“ zur triumphalen „Résurrection“ – der Auferstehung Jesu Christi – führt und so unser Herz in dieser unsicheren Zeit mit Hoffnung und Frieden erfüllt.
Abseits von Orgelmusik liebe ich folgende Musik ...
... vor allem Klaviermusik, Orchestermusik und Kammermusik. Und zur Entspannung höre ich auch gerne mal Jazz.
Musik und Glaube ...
... diese zwei sind für mich untrennbar.
Was ich als Lehrender durch mein Unterrichten gelernt habe ...
Für mich ist Unterrichten vor allem Inspirieren und Motivieren. Außerdem lernt man auch als Lehrender ständig für das eigene Spiel, weil man der Schülerin oder dem Schüler in Worten erklären muss, was man selbst als Spieler vielleicht immer intuitiv oder unbewusst gemacht hat.
Wenn ich gerade nicht Orgel spiele, dann …
... lese ich gern, gehe spazieren oder fahre Rad.
Was ich in Den Haag vermisse, wenn ich an Linz denke ...
... die lieben Freunde, den Mariendom mit der großartigen Rudigierorgel, die herrliche Schokolade!
Ben van Oosten/Stefanie Petelin
Ben van Oosten