Elisabeth Zawadke im Interview
Was mich an der Rudigierorgel fasziniert ...
Ich hatte vor 15 Jahren schon einmal die Freude, auf Einladung von Domorganist Wolfgang Kreuzhuber ein Konzert an diesem wunderbaren Instrument der Orgelbaufirma Marcussen & Søn spielen zu können und ich habe die Orgel bis heute als große Persönlichkeit mit einer ausgeprägten Farbigkeit der Register und ihrer Kombinationsmöglichkeiten und einer stilistischen Vielseitigkeit in Erinnerung. Deshalb habe ich in diesem Jahr auch ein stilistisch sehr abwechslungsreiches Programm vorgesehen und bin überzeugt, dass auf dieser Orgel all diese Werke wunderbar klingen werden.
Wenn ich nicht das Orgelkonzert im Mariendom Linz spielen würde, dann ...
Ich möchte mir gar keine Alternative dazu vorstellen, denn in diesen Tagen in Linz zu sein, bedeutet für mich nicht nur eine wunderbare Konzerteinladung an einem inspirierenden Instrument zu haben, sondern es heißt auch, dass es nach einem langen virusbedingten Stillstand wieder möglich ist, zu reisen und Konzerte zu veranstalten bzw. zu geben. Das lernt man umso mehr zu schätzen nach einer solchen Erfahrung und es bedeutet einfach nur Freude für mich, hier spielen zu können.
Mein prägendstes musikalisches Erlebnis war ...
Es gab in all den Jahren viele prägende musikalische Erlebnisse, aber das früheste war vielleicht, die Orgel während der Gottesdienstbesuche bei meinem Onkel, einem Pfarrer, hören zu können. Schon als Kind berührte und beeindruckte mich zutiefst der Klang dieses Instrumentes mit seiner immens großen Ausdrucksbandbreite und Farbigkeit. Das war wohl der erste Impuls, selbst Orgel spielen zu wollen.
Wenn ich mich mit einem/r Künstler/in oder Komponisten/in aus Vergangenheit oder Gegenwart zum gemeinsamen Musizieren und Plaudern treffen könnte, wäre das ... und warum?
Gerne würde ich mich mit den Komponisten unterhalten oder gar gemeinsam Musik machen können, deren Werke ich jeweils studiere, um durch ihre Sicht neue Ideen oder einen neuen Blickwinkel auf die Werke zu bekommen. Dass das in vielen Fällen nicht möglich ist, hat aber auch seine Vorteile. So ist es eine nie endende Herausforderung, immer wieder neu nachzuforschen, weiterzustudieren, zu reflektieren, in Frage zu stellen, zuzuhören …
Zum ersten Mal habe ich Musik von Giles Farnaby gehört, als …
... ich mich im Rahmen des Musikstudiums an der Schola Cantorum Basiliensis intensiv mit der Musik der englischen Virginalisten auseinandergesetzt habe, Musik, die mich bis heute sehr fasziniert.
An Sigfrid Karg-Elert und seiner Musik fasziniert mich …
... die enorme farbliche, klangliche und dynamische Bandbreite, die eine große Ausdrucksvielfalt mit sich bringt.
Ein Satz über Moritz Eggerts „Drei Interludien“ ...
Diese Interludien sind betitelt: „Auf dem Wasser zu singen“. Es sind drei liedhafte Miniaturen intimen Charakters, die sich auf das gleichnamige Gedicht von Graf Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg beziehen:
„Lied auf dem Wasser zu singen
Mitten im Schimmer der spiegelnden Wellen
Gleitet, wie Schwäne, der wankende Kahn;
Ach, auf der Freude sanftschimmernden Wellen
Gleitet die Seele dahin wie der Kahn;
Denn von dem Himmel herab auf die Wellen
Tanzet das Abendroth rund um den Kahn.
Ueber den Wipfeln des westlichen Haines,
Winket uns freundlich der röthliche Schein;
Unter den Zweigen des östlichen Haines
Säuselt der Kalmus im röthlichen Schein;
Freude des Himmels und Ruhe des Haines
Athmet die Seel‘ im erröthenden Schein.
Ach, es entschwindet mit thauigem Flügel
Mir auf den wiegenden Wellen die Zeit.
Morgen entschwinde mit schimmerndem Flügel
Wieder wie gestern und heute die Zeit,
Bis ich auf höherem strahlenden Flügel
Selber entschwinde der wechselnden Zeit“
Worüber ich gerne mit Louis Vierne reden würde ...
Manchmal braucht es nicht viele Worte, ich würde ihm einfach gerne beim Spielen zuhören, damit wäre wohl alles beantwortet.
Bei Jan Pieterszoon Sweelinck fällt mir folgendes ein ...
Ihm würde ich gerne über die Schulter schauen, wie er selbst seine Werke registriert hat auf seiner an farbigen Registern doch ausgesprochen reichen Orgel.
Im Konzert treffen Tanz und Wasser aufeinander – das besonders Reizvolle daran als Interpret und als Zuhörer ist ...
Die Tänze bilden den Rahmen für dieses Konzert: Es wird von Tänzen aus dem 16./17. Jahrhundert eröffnet und von einem Tanz aus dem 21. Jahrhundert beschlossen. Diese Tänze stellen auf ganz verschiedene Art eher den rhythmischen Aspekt in den Mittelpunkt, wohingegen bei den Wasser-Stücken eher die Farbe und die Entwicklung im Zentrum stehen.
Wasser und Musik verbindet ...
Beides entsteht und wandelt sich ständig in der Zeit.
Elisabeth Zawadke/Stefanie Petelin
Elisabeth Zawadke