Adventliche Orgelmusik
Mit einer Vertonung des auf Ambrosius von Mailand zurückgehenden Hymnus „Veni redemptor gentium“ eröffnete Dommusikassistent Gerhard Raab den Gottesdienst am vierten Advent, dem 22. Dezember 2019, im Mariendom Linz. Mit der Gemeinde feierte Domkapitular Walter Wimmer.
Komponist Hieronymus Praetorius (1560–1629) wurde als Sohn des Organisten Jacob Praetorius geboren und folgte seinem Vater 1586 als Organist an St. Jacobi in Hamburg. Außerdem wirkte Praetorius als Organist und Kirchenschreiber von St. Gertrud. Als Hauptquelle für das Orgelwerk des norddeutschen Komponisten fungiert die seit Mitte des 17. Jahrhunderts im gotländischen Visby aufbewahrte Tabulatur, die von Berendt Petri, einem Schüler von Jacob Praetorius II, 1611 in Hamburg geschrieben worden ist.
Hieronymus Praetorius (1560–1629): Hymnus „Veni redemptor gentium“ | Rudigierorgel: Dommusikassistent Gerhard Raab
Die deutsche Übertragung des ambrosianischen Hymnus erklang zur Gabenbereitung mit Johann Sebastian Bachs (1685–1750) Choralvorspiel „Nun komm der Heiden Heiland“, BWV 599, aus dem berühmten Orgelbüchlein, das bis heute auf jeder gut sortierten Orgelbank zu finden ist. Niedergeschrieben wurden die einzelnen Choralbearbeitungen in Weimar, über die näheren Entstehungshintergründe und die Datierung der einzelnen Einträge lässt sich bis heute allerdings nur spekulieren.
Während der Kommunion musizierte Gerhard Raab Johann Sebastian Bachs „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, BWV 645, aus den um 1748 von Johann Georg Schübler in Zella publizierten Schübler-Chorälen („Sechs Choräle von verschiedener Art“). Die genaue Entstehungszeit der Sammlung ist ebenfalls nicht bekannt, es handelt sich bei den Choralbearbeitungen mit einer Ausnahme aber nachweisbar um Transkriptionen einzelner Sätze aus Kantaten der Leipziger Zeit.
Zum Auszug erklang Arnold Matthias Brunckhorsts (ca. 1670–1725) Präludium in g-Moll. Brunckhorst wirkte zunächst in Hildesheim als Organist, bevor er 1697 von Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg zum Organisten der Stadtkirche von Celle berufen wurde. 1720 wurde er Hoforganist in Hannover – vermutlich bis zu seinem Tod. Von Brunckhorsts Werk ist nur wenig überliefert – in Summe wohl nur knapp eine Stunde Musik. Insbesondere die Orgelwerke aus der Feder des Komponisten sind der norddeutschen Tradition verpflichtet und dürfen sich qualitativ durchaus auf eine Stufe mit den Werken Dieterich Buxtehudes stellen.
Nach der wunderbar adventlichen Musik im Gottesdienst erntete Dommusikassistent Gerhard Raab an der Rudigierorgel lautstarken Applaus der Gemeinde.
Stefanie Petelin
Dommusikverein Linz/Stefanie Petelin