Franziska Leuschners PRÄLUDIUM UND FUGE
Johann Sebastian Bachs (1685–1750) Präludium und Fuge a-Moll, BWV 543, bildete den Rahmen des Konzerts. Das technisch anspruchsvolle Stück verlangt dem Interpreten bzw. der Interpretin große Virtuosität in Händen und Füßen ab – damit sichert sich das Werk auch einen festen Platz im Konzertrepertoire Bachscher Orgelmusik. Mit diesem vermutlich aus Bachs Weimarer Zeit stammenden Werk präsentierte Leuschner an der Rudigierorgel der Zuhörerschaft verschiedene Stile des großen Komponisten: Während man im Präludium noch Spuren von Bachs frühem, norddeutsch beeinflusstem Stil vernehmen konnte, präsentierte sich die Fuge als reifes Bach-Werk.
Zwei kurze Präludien aus der Feder des blinden Jean-Pierre Leguay (*1939), dem früheren Titularorganisten an der Kathedrale Notre-Dame de Paris, betteten schließlich den Konzerthöhepunkt musikalisch ein. Denn inmitten von Bach und Leguay musizierte die Diözesankantorin der Evangelischen Kirche Oberösterreich an der Rudigierorgel César Francks (1822–1890) Prelúde, Fugue et Variation, FWV 30. Das Francks Freund Camille Saint-Saëns gewidmete Stück („à son ami monsieur Camille Saint-Saëns“) entstammt der 1868 publizierten Sammlung von sechs Orgelwerken. Beim ORGEL.SEMINAR mit Franck-Kenner Ben van Oosten am 6. Juli 2019 hatte sich Leuschner noch Inspiration für die Interpretation des zwischen 1860 und 1862 entstandenen, viersätzigen Werks geholt.
César Franck (1822–1890): Six pièces pour grand orgue: Prélude, Fugue et Variation, FWV 30 | Rudigierorgel: Franziska Leuschner
Leuschner verzauberte das Publikum mit der zarten Cantilene im eröffnenden pastoralen Präludium – einem Ohrwurm, wie sie im ORGEL.SOMMER-Interview vor dem Konzert verraten hatte. Nach einer kurzen neuntaktigen Überleitung musizierte sie die strenger angelegte Fuge, die schließlich mit einem Pedalorgelpunkt zur eröffnenden Cantilene des Präludiums in den Variationen zurückführte, die Charles Tournemire, Francks Schüler in Orgel und Kontrapunkt, zu der Aussage verleitete: „Can you not imagine a shepherd piping the beauties of nature without the least hint of paganism? After the exposition, solemn chords overshadow this sweet cantilena … The moving Fughetta that follows is a contrapuntal flower, and the reprise [the Variation], with a unique lacy ornamentation intensifies this music that exhales a perfume of mountain heights.“[1]
Mit der Interpretation der romantischen Klänge Francks, der modernen Klänge Leguays sowie der virtuosen Klänge Bachs heimste Franziska Leuschner bei ihrer MUSIK AM MITTAG unter dem Motto PRÄLUDIUM UND FUGE großen Beifall der zahlreich erschienenen Zuhörerinnen und Zuhörer im Mariendom Linz aus.