Andreas und Rita Peterls SOLO FÜR ZWEI
Ein außergewöhnliches und spannendes Experiment wagte das musikalische Ehepaar Andreas und Rita Peterl bei der zweiten MUSIK AM MITTAG unter dem Motto SOLO FÜR ZWEI, gilt es doch als große Herausforderung, den Mariendom Linz klanglich auszufüllen mit unverstärkter Stimme.
Solistisch eröffnete Andreas Peterl an der Rudigierorgel mit einer Toccata in A aus der Feder von Johann Kuhnau (1660–1722), Johann Schelles Nachfolger und Johann Sebastian Bachs Vorgänger als Thomaskantor in Leipzig. Heute steht Kuhnau völlig zu Unrecht im Schatten Bachs – das Universalgenie aus dem Erzgebirge zeichnete sogar für einen der ersten sogenannten Tonkünstlerromane mit dem Titel „Der musicalische Quack-Salber; nicht alleine denen verständigen Liebhabern der Music/sondern auch allen andern/welche in dieser Kunst keine sonderbahre Wissenschafft haben/In einer kurtzweiligen und angenehmen Historie zur Lust und Ergetzlichkeit beschrieben“ verantwortlich, in dem er unter anderem die These vertritt, nur der dürfe sich „ein wahrhafftiger Musicus und Virtuos“ nennen, „wo nit nur von Noten getreulich herbeten“ könne, sondern „im extempore“ (also im Improvisieren) „das Garn fort spinnen“, so „vordringend ins Hertz der Musicke […], in ihro unveräußerliche Seele“.
Vordringend ins Herz der Musik zeigten sich auch Andreas und Rita Peterl bei ihrem SOLO FÜR ZWEI –mit Anton Heillers (1923–1979) 1961 entstandenen Gesängen Pater noster und Ave Maria, im Original jeweils für Alt und Klavier, für Orgel bearbeitet von Andreas Peterl, präsentierten die beiden ein wunderbar zum Kirchenraum und zur Rudigierorgel passendes Programm. Denn Anton Heiller war es, der mitverantwortlich zeichnete für die Konzeption der Rudigierorgel in den 1960er-Jahren – und er war es auch, der beim dreitägigen Weihefest der Rudigierorgel im Dezember 1968 für musikalische Höhepunkte sorgte.
Anton Heiller (1923–1979): Ave Maria für Alt und Orgel | Alt: Rita Peterl | Rudigierorgel: Andreas Peterl
Und so schloss die MUSIK AM MITTAG auch mit Anton Heillers Präludium und Fuge in A-Dur für Orgel solo aus dem Jahr 1949, das gleichzeitig auch die Klammer zum Eröffnungswerk von Kuhnau bildete.
Das in großer Zahl erschienene Publikum belohnte die beiden Ausführenden für ihr mutiges Experiment mit begeistertem Applaus. Wie sagten die beiden im ORGEL.SOMMER-Interview so schön: „Gemeinsames Musizieren ist und bleibt immer spannend ...“
Stefanie Petelin
Johann Sebastian Bach/wikimedia.commons.org/PD, Dommusikverein Linz/Stefanie Petelin