Heitere Orgelmusik im Fasching
Mit der Gottesdienstgemeinde im Mariendom Linz feierte am 17. Februar 2019 um 10.00 Uhr Bischofsvikar und Domkapitular Johann Hintermaier. Bereits in seiner Begrüßung führte er nach den letzten Orgelklängen des Einzugs aus: „Musik ist mehr als das Zusammenfügen von Schallwellen, Glaube ist mehr als das Reden von Gott. Es ist ein Erfülltwerden, eine Gnade, die uns begegnet.“
Lustiger Geselle im Dom
Welches Bild im Mariendom Linz könnte wohl besser zur heiteren Faschingsmusik passen als das des lustigen Gesellen im linken Eck des Domes, den Domfrau Isabella Unfried „Nasenflötenbär“ nennt und so beschreibt: „Als Kind gefiel mir der Gedanke, wie Vincenz Statz, der Architekt des Doms, den ich von den Bildern in der Krypta kannte, an seinem Schreibtisch saß, den Dom plante und spitzbübisch dabei grinste, als er hinten ins linke Eck dieses Wesen zeichnete. So habe ich es mir zumindest damals vorgestellt. Heute gefällt mir der Gedanke, dass wohl kaum jemand auf ein kirchliches Umfeld tippen würde, wenn er den ‚Nasenflötenbär‘ als lebendig gewordenen kleinen Kerl auf der Landstraße treffen würde und dieser fragt: ‚Na was glaubst du? Wo gehöre ich hin?‘ [...] In diesem großen, eher dunklen, meistens kalten Dom mit den vielen glatten Flächen, langen Linien und geraden Kanten, der so viel Ehrfurcht, Ruhe und Erhabenheit ausstrahlt, in diesem Dom ist links hinten Platz für einen verspielten lustigen Gesellen mit buschigem Schwanz und einer Flöte, der dem Rudigier was pfeift.“
Faschingshaft-heitere Orgelmusik im Dom
Zum Einzug musizierte Dommusikassistent Gerhard Raab Vincenzo Petralis (1830–1889) opernhaft-fröhliches „Allegro festoso“, zur Gabenbereitung Louis James Alfred Lefébure-Wélys (1817–1869) beschwingtes „Offertoire“.
Zur Kommunion erklang Johann Christoph Oleys (1738–1789) leichtfüßiges Choralvorspiel „Ermuntre dich mein schwacher Geist“. Théodore Dubois‘ (1837–1924) Alphonse Mailly gewidmete virtuose „Toccata“ aus den „Douze Pièces pour orgue“ ertönte zum Auszug.
Predigtgedanken zu den Seligpreisungen
Johann Hintermaier nahm in seiner Predigt das Tagesevangelium (Lk 6,17.20-26) mit den Seligpreisungen und Weherufen, aber auch die beiden Lesungen (Jer 17,5-8 und 1 Kor 15,12.16-20) in den Blick, unter anderem bezog er folgende Textstellen von Lukas, des „Evangelisten des Alltags“, in seine Gedanken mit ein:
Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.
Doch weh euch, ihr Reichen; denn ihr habt euren Trost schon empfangen.
(Lk 6,20.24)
Hintermaier dazu als Anregung zum Nachdenken: „Und so können auch wir uns immer wieder fragen und überlegen: Wo ist die Armut in mir und wo ist der Reichtum? Wo brauch ich und wo kann ich geben? Was gilt es zu stärken und was gilt es auch abzubauen?“
Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden.
Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern.
(Lk 6,21.25)
Hintermaier mit einer Überlegung zum Satt- und Vollgestopftsein: „Vollgestopft sind wir mit vielen Dingen. Vollgestopft werden wir tagein und tagaus mit Informationen, mit Begegnungen, mit Kommunikationen, dass wir oft gar nicht mehr zur Ruhe kommen und sehen, was um uns alles da ist oder nicht da ist. Dazu ermutigt uns der Evangelist.“
Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen
Weh, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen.
(Lk 6,21.25)
Hintermaier über das Lachen und Klagen: „Menschen zu sein, die lachen können. Menschen zu sein, die weinen können. Dort, wo es notwendig ist, mit den anderen zu weinen. Und dort, wo es notwendig und schön ist, mit den anderen zu lachen. Das ist Aufbau des Reiches Gottes.“
Hintermaier resümierte am Ende seiner Predigt: „Ein Jeremia, ein Lukas, ein Paulus. Sie haben gemerkt, dass dieser Glaube an die Auferstehung ihnen eine Kraft gegeben hat, die Hoffnung ist. Und eine Hoffnung, die in ihrem Leben auch konkret Wirklichkeit geworden ist. Kein leeres Wort, sondern erfüllt von der Gnade geben sie uns Zeugnis und legen uns nahe, die Welt nicht auseinanderdriften zu lassen, sondern gemeinsam an der Gemeinschaft zu bauen. In uns, in den Gemeinschaften, wo wir sind, im Miteinander, im Alltag. Vielleicht gelingt es uns heute im Miteinander darüber zu reden: Wo geht unser Miteinander gut? Wo sehen wir Brücken? Wo sind Lücken? Wo sind Löcher? Wo sind die schönen, guten Begegnungen, die stärkenden und kräftigenden?“
Stefanie Petelin
Dommusikverein Linz/Stefanie Petelin