musica sacra – RUDIGIERORGEL . SPIEL . ARTEN.
Facettenreich und vielseitig präsentierte sich die Rudigierorgel am 24. Oktober 2018 im Rahmen des Konzerts „RUDIGIERORGEL. SPIEL.ARTEN.“, das – wie auch das internationale Symposium des Österreichischen Orgelforums – eine Ouvertüre zum Jubiläumsjahr der Rudigierorgel darstellt: Denn am 7. und 8. Dezember 2018 feiert das von Gaston Litaize als „eine der herrlichsten Orgeln der Welt“ bezeichnete Instrument seinen 50. Geburtstag.
Rudigierorgel solo
Im ersten Teil des Konzerts aus der Reihe „musica sacra – musik in linzer kirchen“ musizierte Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel Solowerke für Orgel, deren Auswahl eine Hommage an das Weihefest der Rudigierorgel 1968 darstellt.
Mit Johann Sebastian Bachs berühmtem Meisterstück Präludium und Fuge c-Moll, BWV 546, das durch souveräne Formung und innere musikalische Wandlung besticht, eröffnete Wolfgang Kreuzhuber den Konzertabend. Daran schloss sich Nicolas de Grignys fünfsätziges Kyrie aus der „Messe pour orgue“ – gesammelt in seinem für die gesamte musikalische Epoche bedeutsamen „Livre d'Orgue contenant une Messe et les Hymnes des Principalles Festes de I'Année 1699“ – an. In den fünf Sätzen (1er Kyrie en taille à 5 – Fugue à 5 qui renferme le chant du Kyrie – Cromorne en taille à 2 parties – Trio en dialogue – Dialogue sur les Grands Jeux) stellte Kreuzhuber unterschiedliche Klangfarben der Rudigierorgel vor. Besonders beeindruckte der Domorganist mit seiner als Fantasie angelegten, freien Improvisation, bei der er sprichwörtlich alle Register zog und dem Publikum mit seiner Virtuosität nahezu den Atem raubte.
Wolfgang Kreuzhuber (*1957): Fantasie – Freie Improvisation (Ausschnitt) | Rudigierorgel: Domorganist Wolfgang Kreuzhuber
Rudigierorgel im Zusammenklang
Im zweiten Teil des Konzerts gesellten sich musikalische Gäste – das Collegium Vocale Linz und der Domchor Linz unter der Leitung von Domkapellmeister Josef Habringer sowie Gerhard Raab an der Pflüger-Chororgel hinzu, um Louis Viernes „Messe solennelle en ut dièse mineur“ (1899) für gemischten Chor und zwei Orgeln, op. 16, zu musizieren.
Das Théodore Dubois gewidmete Werk zählt zu den Höhepunkten spätromantischer Orgelmessen – uraufgeführt wurde die Messe 1901 in Paris-Saint Sulpice mit Charles Widor an der großen Orgel (Grand Orgue) und Louis Vierne an der Chororgel (Orgue de Choeur). Die Messe besteht aus den fünf Teilen Kyrie, Gloria, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei – lediglich das Credo wurde von Vierne nicht vertont. Mit seiner Messe entwickelte Vierne Widors und Francks Ansätze bei der Verarbeitung von Themen weiter und führte deren Gedanken hinsichtlich eines einfallsreichen Ausdrucks („imaginative expression“) fort. Mächtige und feierliche Klänge, geheimnisvolle Wechselgesänge und zarte Bittrufe – und all das im räumlichen Klang zwischen den drei Protagonisten Hauptorgel, Chororgel und Chor.
Begeisterung und Beifall
Nach einem kurzen Moment des Innehaltens brandete der Beifall auf – immer und immer wieder. Die Mitwirkenden durften sich bei den anschließenden Begegnungen über begeisterte Gesichter, leuchtende Augen und viele Glückwünsche freuen. Besonders fasziniert hat Wolfgang Kreuzhubers Fantasie – nicht nur einmal konnte man nach dem Konzert hören: „Mein Highlight war die Improvisation!“ Beeindruckt war das Publikum von dieser Improvisation, die – so konnte man hören –„nicht nur virtuos, varianten- und facettenreich und im dramaturgischen Aufbau sensationell, sondern einfach genial war“.
Nicht umsonst erntete Domorganist Wolfgang Kreuzhuber mit seinem „Galamenü der Improvisationskunst“, so ein Konzertbesucher, tosenden Applaus, als er im Altarraum von den Mitwirkenden und dem Publikum empfangen wurde. Darum auch das Resümee eines Konzertbesuchers: „Man hat gehört, dass Wolfgang Kreuzhuber jedes einzelne Register vertraut ist und es perfekt einzusetzen weiß.“ Besser kann man es wohl nicht sagen.
Stefanie Petelin
Dommusikverein Linz/Stefanie Petelin, Dommusikverein Linz/Reinhard Winkler, Dommusikverein Linz/Florian Zethofer