S wie ...
Beim Schleifladensystem (auch: Schleifenladensystem) handelt es sich um ein im 15. Jahrhundert entwickeltes Windladensystem, bei dem Schleifen die Luftzufuhr zu den Pfeifen steuern. Die Schleiflade zählt zur Familie der Tonkanzellenladen, bei der sich alle Pfeifen, die beim Drücken einer Taste erklingen können, eine Kammer, die sogenannte Tonkanzelle, und damit auch ein Spielventil teilen.
Bei der Schleiflade befindet sich unter den Pfeifen, die zu einer Taste gehören, nur ein Ventil, das die Windzufuhr zu diesen Pfeifen unterbricht. Die einzelnen Register werden an- oder abgestellt, indem eine Schleife, die unter den Stockbohrungen aller Pfeifen eines Registers entlangläuft, verschoben wird. Eine Schleife hat daher genauso viele Löcher, wie das Register Pfeifen hat. Sie ist winddicht und doch leicht verschiebbar eingebaut. Steht die Schleife so, dass Loch über Loch zu liegen kommt, dann sprechen die Pfeifen an, sofern Tasten gedrückt werden und sich Wind in der Kanzelle befindet – das bedeutet: Das Register ist „gezogen“. Ist die Schleife hingegen verschoben, so ist die Windzufuhr zu den Pfeifen gesperrt – das bedeutet: Das Register ist „abgestoßen“. Damit der Organist oder die Organistin die Schleifen bewegen und so die Register „ziehen“ und „abstoßen“ kann, werden die Schleifen mit den Registerzügen verbunden.
Die Windladen der Rudigierorgel wurden von Sybrand Zachariassen (1900–1960) als mechanische Schleifladen konzipiert – der Vertrag zwischen dem Dommusikverein Linz und der Orgelbaufirma Marcussen & Søn über den Bau der Orgel gibt Aufschluss über die spezielle Fertigung derselben als stehende Schleifen:
„Diese werden als Schleifladen nach unserer speziellen Konstruktion gebaut. Bei dieser werden die Schleifen aus Kunststoff durch federnde Anlagen gleichmäßig gegen ihre Gleitflächen gedrückt, wodurch gute Dichtheit, geringe Empfindlichkeit bei Schwankungen der Luftfeuchtigkeit und ein gleichbleibend leichter Gang der Registratur erreicht wird. Die Rahmen und Ventilkästen werden aus Eichenholz hergestellt, die Kanzellenschiede aus Oregon Pine, die Pfeifenstöcke und -bretter aus Mahagoni und die Ventile aus Zedernholz. Die obere Abdichtung der Kanzellenrahmen erfolgt durch abgesperrte, wasserfest verleimte Gaboonplatten, die untere durch Leder. Die Ventile werden mit Filz und Leder belegt, ihre Federn und Stifte aus Phosphorbronze und verzinntem Messing verarbeitet.“
Die Konzeption als stehende Schleife war von der Orgelbaufirma Marcussen & Søn als Weiterentwicklung gedacht, diese hat sich in weiterer Folge jedoch nicht bewährt, sodass man von dieser Bauweise auch wieder abgegangen ist.