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Der gebürtig aus dem vorarlbergischen Montafon stammende Franz Joseph Rudigier (1811–1884) wurde im Dezember 1852 von Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) zum Bischof von Linz nominiert. Nach der Bestätigung dieser Nominierung durch Papst Pius IX. (1792–1878) im März 1853 wurde er am 5. Juni 1853 durch Pronuntius Michele Kardinal Viale Prelà (1799–1860) in Wien zum Bischof geweiht und eine Woche später in Linz inthronisiert.
Der fünfte Bischof der Diözese Linz initiierte nicht nur die Errichtung des Linzer Mariendoms, sondern förderte auch die Niederlassung zahlreicher Ordensgemeinschaften und zeichnete für die Gründung eines kirchlichen Lehrerseminars verantwortlich. Darüber hinaus gilt Rudigier als Mitbegründer des politischen Katholizismus und als einer der Initiatoren der katholischen Volksbewegung. Bereits 1895 – also erst elf Jahre nach Rudigiers Tod – wurde ein Seligsprechungsprozess eingeleitet. 2009 erkannte Papst Benedikt XVI. Franz Joseph Rudigier schließlich den heroischen Tugendgrad zu und erhob ihn zum „ehrwürdigen Diener Gottes“.
Bischof Rudigier ist nicht nur Namenspate für die zum Linzer Mariendom führende Straße, sondern auch für die Rudigierorgel. Denn bereits bei den ersten konkreten Überlegungen zum Bau einer Domorgel im Mariendom Linz vermerkte Dompfarrer Josef Ledl (1901–1980) – gleichzeitig auch Obmann des Dommusikvereins Linz – in der Pfarrchronik der Dompfarre Linz 1958: „Es ist zu erwarten, daß es dem neu konstituierten Verein gelingen wird, diese gesteckten Ziele zu erreichen und im Jahr 1962 dem Dom die Orgel widmen kann (für die der Name: Rudigier-Orgel vorgeschlagen wird)."
Nach der anfänglichen Euphorie war bei Ledl bereits 1959 deutliche Ernüchterung spürbar, denn einerseits würde die Orgel nicht zur 100-Jahr-Feier der Grundsteinlegung (1962) fertig werden, andererseits hemmten Widerstände im Klerus eine rasche Umsetzung des Projekts: „Zachariassen hat eine 5–6 jährige Lieferzeit festgesetzt. Die Rudigierorgel wird also nicht zum 100-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung gebaut sondern anläßlich dieses Jubiläums. Vermerkt sei, daß die ärgsten Schwierigkeiten von Seite des Klerus kommen und von einer Seite, von der man es nicht begreifen und verstehen kann. Einmal war die Reue, dieses Werk begonnen zu haben, im Obmann des Dommusikvereines eine tiefe und aufrichtige. Bischof Rudigier kann und wird helfen, dieses Werk zu vollenden, das nun geplant ist.“ Nach Unterzeichnung des Werkvertrages mit der Firma Marcussen & Søn 1962/1963 rief Ledl in der Pfarrchronik wieder den Namensgeber der Orgel zu Hilfe: „Rudigier muß helfen, das [sic!] Seine [sic!] Orgel fertig wird.“
Auch wenn das Jahr der Fertigstellung nicht hielt – der Name blieb. Und so feierte man im Rahmen des Weihefestes 1968 nicht nur ein Dom- und Kathedralfest, Brucknerfest, Orgelfest, Kirchenmusikfest der Diözese, sondern auch ein Rudigierfest, wie die Organisatoren des Weihefestes betonten:
„Das Andenken an Bischof Rudigier soll wieder lebendig werden, der ja nicht bloß der Erbauer des Mariendomes ist, sondern der auch andere große Werke in der Diözese geschaffen hat, die noch heute wirksam sind. Auch soll bei der Orgelweihe an Bruckner gedacht werden. Rudigier und Bruckner waren innige Freunde. Diese Freundschaft entstand im Alten Dom, wo Bruckner mit seinen Improvisationen auf der Orgel dem Bischof Rudigier manche Sorge ‚weggespielt‘ hat.“