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Speziell nach der deutschen Orgelbewegung Anfang der 1920er-Jahre und der insbesondere von Marcussen & Søn-Firmenchef Sybrand Zachariassen (1900–1960) geprägten dänischen Orgelreform nach 1945 orientierte sich der europäische Orgelbau hinsichtlich Registern, Registernamen, Klang, Intonation oder Windladensystemen an Instrumenten im Norden Deutschlands und im Norden Europas - unter anderem an Orgeln von Arp Schnitger (1648–1719), dem Vollender der norddeutschen Barockorgel.
Für die Rudigierorgel selbst sind drei Vorbilder auszumachen, die allesamt norddeutsch bzw. nordeuropäisch geprägt sind: Die Nicolaïkerk in Utrecht mit ihrer Orgel (Marcussen & Søn, 1957, 33/III/P) sorgte für klanglich-konzeptuelle Inspirationen für die Rudigierorgel bei den Entscheidungsträgern des Dommusikvereins Linz und gab vermutlich den endgültigen Ausschlag, die dänische Orgelbaufirma mit dem Bau der Rudigierorgel zu beauftragen. Die Grote of Sint-Bavokerk in Haarlem mit ihrer historischen Christian-Müller-Orgel (Müller, 1738, 62/III/P), auf die nicht nur der Verbau des nördlichen Fensters sowie die Prinzipalverdopplungen, sondern auch klangliche und dispositionelle Grundideen zurückgehen. Die Grundtvigs Kirke København mit ihrer Orgel (Marcussen & Søn, 1965, 55/IV/P), die die künstlerische Einheit von Gehäuse und Klang im Orgelbau in den Fokus rückte und durch ihr schlankes Gehäuse eine große klangliche Transparenz ermöglichte.
Mit der Rudigierorgel entstand ein in Österreich und darüber hinaus in klanglicher und technischer Hinsicht Maßstäbe setzendes Instrument. Von ihr gingen viele Ideen für den Orgelbau aus, auch Dispositionen trugen in der Folge verstärkt norddeutschen bzw. nordeuropäischen Charakter.