Bereits 1959 wurde der Wiener Orgelsachverständige Egon Krauss (1905–1985) mit der Konzeption der neuen Orgel für den Linzer Mariendom betraut. Die zukünftige Linzer Domorgel sollte ein Instrument für alle Stile – inspiriert von den Reformideen Sybrand Zachariassens (1900–1960), dem Chef der Orgelbaufirma Marcussen & Søn – werden.
Drei große Vorbilder in den Niederlanden und in Dänemark sind für die Rudigierorgel auszumachen:
Marcussen-Orgel (1956) in der Nicolaïkerk in Utrecht.
© Foto von AHC Schollen, Collectie Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, Objektnummer: 218.263
Die Nicolaïkerk (Nicolaaskerk) im niederländischen Utrecht mit ihrer Orgel der Firma Marcussen & Søn aus dem Jahr 1957 (33/III/P) sorgte für klanglich-konzeptuelle Inspirationen für die Rudigierorgel bei den Entscheidungsträgern des Dommusikvereins Linz und gab vermutlich den endgültigen Ausschlag, die dänische Orgelbaufirma Marcussen & Søn mit dem Bau der Rudigierorgel im Mariendom Linz zu beauftragen.
Müller-Orgel (1738) in der Grote of Sint-Bavokerk in Haarlem.
© Foto von G.J. Dukker, Collectie Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, Objektnummer: 315.802
Auf die Grote of Sint-Bavokerk im niederländischen Haarlem – dem Orgelmekka schlechthin – mit ihrer historischen Christian-Müller-Orgel aus dem Jahr 1738 (62/III/P) gehen nicht nur der Verbau des nördlichen Fensters (Turmrosette, Entwurf von Dombaumeister Vinzenz Statz) sowie die Prinzipalverdopplungen, sondern auch dispositionelle und klangliche Grundideen der Rudigierorgel im Linzer Mariendom zurück.
Marcussen-Orgel (1965) in der Grundtvigs Kirke København.
© Archiv der Orgelbaufirma Marcussen & Søn
Aus den vorliegenden Dokumenten im Krauss-Archiv im Stift Schlägl sowie im Kronsteiner-Nachlass im Diözesanarchiv Linz geht eindeutig der große Einfluss von Egon Krauss auf Gehäuse (Prospektgestaltung), Klang (Disposition und Intonation) und Technik der Rudigierorgel (Windladen und Traktur) hervor.