Eine Festfanfare für den neuen Bischof von Linz...
… über die Fanfare
Ausgehend von der Idee, am Beginn des Gottesdienstes einen starken musikalischen Impuls zu setzen, wählte ich die Form einer Fanfare. Aus den Erfahrungen mit dem „Raumklang“, bei dem alljährlich im September im Mariendom zwei Orgeln auf andere Instrumente oder Stimmen treffen und den gesamten Dom zum Klingen bringen, weiß ich, dass zwei Orgeln und Blechbläser diesen starken Impuls auf jeden Fall setzen können.
Bischof Manfred Scheuer soll mit dieser Fanfare in seiner Diözese Linz auch musikalisch ein herzlicher Empfang bereitet werden. Und weiters ist beabsichtigt, all den Mitfeiernden an diesem Tag ein besonderes räumliches und klangliches Erleben zu ermöglichen, das in Erinnerung bleibt. Optimal wäre jetzt dann natürlich nur noch, dass die Bläser auf der Balustrade stehen können – denn von da oben vermögen sie den ganzen Dom auszufüllen.
… über seinen musikalischen Zugang
Zunächst versetzte ich mich geistig in den Raum: die Komposition muss schließlich auf die konkreten Gegebenheiten des Doms abgestimmt sein. Dann stellt sich die Frage nach der Besetzung, die in diesem Falle aufgrund der oben angesprochenen Idee für mich klar war. Dann geht es um die Frage, wie sich der Raum mit diesem Instrumentarium klanglich erfassen lässt… dass er von ganz vorne bis ganz hinten ausgefüllt ist.
Musikalische Idee der Fanfare ist es darum auch, ein Crescendo zu entwickeln, d.h. dass sich die Fanfare durch das Nacheinandereintreten der Instrumente (Chororgel, Blechbläser, Rudigierorgel) dynamisch aufbaut und auf einen großen Kulminationspunkt am Schluss zuläuft. Abgestimmt ist die Fanfare damit auch auf ihre Funktion zu Beginn des Gottesdienstes: sie soll aufmerksam machen, einstimmen auf die bevorstehende Feier.
Und wer genau hinhört, der entdeckt auch den Wahlspruch von Bischof Scheuer musikalisch in der Fanfare: das Motiv des Hymnus „Veni creator spiritus“ versteckt sich darin.
… über die Entstehung
Die rhythmische Vorstellung war beim Komponieren das erste – es gibt ja für Fanfaren durchaus typische rhythmische Wendungen. Anschließend notierte ich einzelne Motive und setze sie dramaturgisch zueinander in Beziehung – in dem Fall mit dem Wissen, dass der Höhepunkt am Ende der Fanfare zu finden ist.
Die Wahl des Grundtons, die Schichtung der Akkorde – all das passiert dann schließlich auch in Abstimmung mit dem neogotischen Raum. Dass ich den Grundton d gewählt habe, war naheliegend: er klingt gut im Mariendom und ist auch im Sinne der mittelalterlichen Musiktheorie passend.
... über das Komponieren im Kopf
Ich komponiere in erster Linie im Kopf - gearbeitet wird also am Papier oder sogar schon im Notensatzprogramm. Das Klavier oder die Orgel brauch ich dazu nicht - ich habe lediglich eine kleine Klaviatur als Eingabehilfe für's Notensatzprogramm. Da bin ich einfach schneller...
... über fertige Kompositionen
Man kann darüber philosophieren, wann eine Komposition „fertig“ ist: ist sie es, wenn alle Noten geschrieben sind oder ist sie es, wenn eine editionsgerechte Reinschrift vorliegt...? Erfahrungsgemäß dauert es fast gleich lang, zu komponieren und die Reinschrift in ein publikationswürdiges Layout vorzunehmen. Und es ist - wie bei allem - ja auch ein bisschen von der Tagesverfassung abhängig, ob die Melodien fließen oder nicht… ich heiße zwar Wolfgang wie der Mozart, aber ich bin halt keiner... (lacht)
Neben der eröffnenden Festfanfare stammen aus Kreuzhubers Feder auch die drei Vorspiele zu Gemeindegesängen bzw. Rufen (GL 777: „Dankt unserm Gott“ als Ruf nach der Verlesung des apostolischen Schreibens, GL 170: „Allein Gott in der Höh sei Ehr“, GL 174,4: Halleluja-Ruf vor dem Evangelium). Musikalisch verdichtet hat Kreuzhuber diese auf völlig unterschiedliche Weise, angepasst an ihre Funktion innerhalb der Messe: während das Vorspiel zum ersten Ruf schlicht gehalten wird, wurde das Vorspiel zum Gloria von Kreuzhuber polyphoner - ganz im Sinne der Entstehungszeit des Liedes im 16. Jahrhundert – angelegt. Beide Vorspiele werden alleine von den Bläsern musiziert. Gemein ist ihnen, dass sie den Duktus und den Charakter der Melodie bereits vorwegnehmen.
Von der Besetzung und vom Aufbau dichter präsentiert sich das Vorspiel zum Halleluja, bei dem Chororgel und Blechbläser gemeinsam agieren, bevor die Rudigierorgel schließlich in den Gemeindegesang miteinstimmt. Damit wird einerseits dem liturgischen Charakter entsprechend der Halleluja-Ruf festlich eingeleitet, andererseits aber auch durch rhythmische Wendungen, die Besetzung und die Hinführung auf den Kulminationspunkt im Gemeindegesang eine emotionale Verwandtschaft zur Eröffnungsfanfare hergestellt.
Improvisation gefällig?
Ein Stück für den Auszug bei der Amtseinführung von Bischof Scheuer hat Kreuzhuber übrigens nicht komponiert – Kreuzhuber lacht und erklärt: „Da werde ich improvisieren...“. Und auf die Nachfrage, ob da dann auch eine Verwandtschaft zur Eröffnungsfanfare zu hören sein wird, vertröstet Kreuzhuber: „Da muss man sich wohl überraschen lassen, denn das ist dann ziemlich spontan...“
(wk/sp)