„Bitte den Bach!“
Autor Rudolf Habringer und Domorganist Wolfgang Kreuzhuber begaben sich am 25. Mai 2018 ab 22.00 Uhr im Mariendom Linz in Wort und Musik auf eine Reise in die Welt der Orgel und begegneten dabei immer wieder Johann Sebastian Bach. Denn diese Stunde mit Wort und Musik im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen stand unter unter dem Motto: „Bitte den Bach!“
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Nach dem einleitenden Text „Musizieren muss spontan sein!“ von John Eliot Gardiner (*1943), vorgetragen von Rudolf Habringer, eröffnete Wolfgang Kreuzhuber (*1957) mit einer freien Improvisation an der Rudigierorgel die kurzweilige Stunde musikalisch. Daran schloss eine Anekdote über Johann Sebastian Bach (1685–1750) mit dessen „Geheimnis“ seines Spiels an: „Man muss nur zur rechten Zeit die rechten Tasten mit der rechten Stärke drücken, dann ertönt aus der Orgel ganz von selbst die allerschönste Musik.“ Wolfgang Kreuzhuber musizierte daraufhin Bachs Fantasie in g-Moll, BWV 542.
Eine Anekdote über Johann Sebastian Bach und Johann Ludwig Krebs (1713–1780) leitete über zu Krebs' Fantasia à gusto italiano, Krebs-WV 422. Mit Ton Koopmans (*1944) Gedanken zu Bach und seiner Überlegung, wer der geeignetere Partner für ein Glas Wein wäre („Mozart oder Bach?“), führte die musikalisch-literarische Reise schließlich zu einem humorvollen Bonmot des Weinliebhabers Johannes Brahms (1833–1897) und Brahms' Choralvorspiel „Herzlich tut mich verlangen“, op. 122/10:
Einen Brief des zwölfjährigen Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) an seinen Orgellehrer aus dem Jahr 1821 trug Rudolf Habringer anschließend in gewohnt launiger Art vor:
„Was sagt der Küster, lieber Herr (August Wilhelm) Bach? Können wir heute Nachmittag spielen? Gibt es keine Hochzeit? Keine Einsegnung? Haben Sie die Güte, mir durch Überbringer dieses auf meine vielen Fragen Antwort sagen zu lassen. Ist nun von allen diesen Dingen heute keine Störung zu befürchten, so stehe ich um Puncto 4 an dem Turm, mit meiner Schwester (wie Sie es erlaubt haben). Grüßen Sie doch Praeludium und Fuge aus g-moll. Ich schwitze jetzt über einer Orgelfuge, die nächster Tage zur Welt kommen wird. Allen Principalpfeifen meinen herzlichen Gruß, Ihr ergebener F. Mendelssohn“
Dieser Text leitete bereits auf die daran anschließende Improvisation im romantischen Stil von Wolfgang Kreuzhuber über. Als nächster Punkt stand eine Anekdote zu Max Reger, der mit seinem Namen – einem Palindrom – stets gern einen Scherz trieb, auf dem Programm, bevor Wolfgang Kreuzhuber Max Regers (1873–1916) Melodia, op. 129/4, interpretierte. Persönliche Gedanken über das Orgelspielen von Hans Maier wiesen bereits auf die abschließende Improvisation von Domorganist Wolfgang Kreuzhuber über ein Thema von Jehan Alain hin:
Wolfgang Kreuzhuber (*1957): Improvisation über ein Thema von Jehan Alain
Am Ende der musikalisch-literarischen Stunde gab's lautstarken Applaus für das facettenreiche, virtuose Orgelspiel und die ebenso meisterhafte, anregende Rezitation.
(sp)