1824
1824. Anton Bruckner. Komponist. Organist. Improvisator. Ins Jahr 1824 fällt die Geburtsstunde dieses Giganten der Musikgeschichte, gleichermaßen weltberühmt und unbekannt. Als Anton Joseph Bruckner erblickte dieser am 4. September 1824 um 4.15 Uhr als erstes von elf Kindern des Schullehrers und Kirchenmusikers Anton Bruckner (1791–1837) und seiner Frau Theresia Bruckner, geborene Helm (1801–1860), in Ansfelden das Licht der Welt. Nach seiner Kindheit und Jugend in kleineren oberösterreichischen Orten (Ansfelden, Hörsching, St. Florian) und der Ausbildung zum Schulgehilfen bzw. Schullehrer und mehrjähriger Tätigkeit in diesem Beruf in Windhaag bei Freistadt, Kronstorf, St. Florian sowie als provisorischer Stiftsorganist von St. Florian (1848 bzw. 1850) und ab 1851 erster Stiftsorganist von St. Florian wagte Bruckner 1855 schließlich den beruflichen Sprung und wirkte zunächst als provisorischer Dom- und Stadtpfarrorganist in Linz, bevor im Januar 1856 nach einer „Competenz-Prüfung“ an der Domorgel die definitive Besetzung dieses begehrten Postens folgte. Als Organist und Kirchenmusiker bis 1868 in Linz tätig und dort in Berührung mit Richard Wagners (1813–1883) Tannhäuser im Linzer Theater, winkte in Wien – nach seinem Antritt als Professor für Musiktheorie und Orgel am Conservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde und als Hoforganist der Wiener Hofmusikkapelle – schließlich der Ausbruch aus dem kirchenmusikalischen Raum und der Durchbruch als Symphoniker. Am 11. Oktober 1896 um 16.00 Uhr starb der k.k. Hoforganist und Ehrendoktortitelträger der Universität Wien im Alter von 72 Jahren im Kustodenstöckl in Wien und wurde wenige Tage später (15. Oktober 1896) wunschgemäß in St. Florian beigesetzt.
Musikgeschichtlich markiert der von Nikolaus Harnoncourt (1929–2016) als musikhistorischer Meteorit identifizierte Anton Bruckner einen Wendepunkt: Fest in musikgeschichtlichen Traditionen verankert, entwickelte der „Neutöner“ Bruckner nach und nach eine neue Tonsprache, die eine Vielzahl seiner Zeitgenoss:innen irritierte, wenn nicht gar verstörte.
Menschlich bleibt Bruckner – auch hinsichtlich fragwürdiger Zuschreibungen und Stereotype sowie berühmt-berüchtigter Anekdoten und Geschichten – in seiner Ambivalenz und Widersprüchlichkeit bis heute schwer zu fassen. So bemerkt Bruckners musikgeschichtlicher Antipode Johannes Brahms (1833–1897) in einem Brief an die Pianistin und Komponistin Elisabeth von Herzogenberg (1847–1892) 1885 vernichtend-mitleidig über den oberösterreichischen Komponisten – ein Urteil, das er später in Teilen revidiert haben soll: „Alles hat seine Grenzen. Bruckner liegt jenseits, über seine Sachen kann man nicht hin und her, kann man gar nicht reden. Über den Menschen auch nicht.“
Doch genau darüber wird 2024 anlässlich des 200. Geburtstags von Anton Bruckner ausführlich geredet (und geschrieben) – über den Künstler, über den Menschen, über den Giganten Anton Bruckner in all seinen Facetten.
Text: Stefanie Petelin